Nach unserer einzigen Übernachtung in Bergen (im Hostel Marken-Gjestehus, sehr empfehlenswert) hatten wir bis zur Ankunft unseres Schiffes noch den halben Tag Zeit. Wir ließen uns wenig durch die Stadt treiben und kamen um die Mittagszeit ins malerische Stadtviertel Sydnes.


Am frühen Nachmittag erspähten wir das erste Mal unser schwimmendes Zuhause für die nächsten drei Tage: Die MS Lofoten, Baujahr 1964. Wir bezogen unser Quartier und erkundeten erstmal die schnucklige "Nuptschl". Im Vergleich zu den anderen Schiffen der Hurtigruten ist die Lofoten nicht nur deutlich älter, sondern auch viel kleiner und bei weitem nicht so komfortabel. Dafür punktet sie mit nostalgischem Charme, viel Holz um Innenraum und, last but not least, mit einem günstigeren Preis. Insgesamt haben uns die Tage und Nächte an Bord sehr gut gefallen, auch wenn wir zarten Mittdreißiger am untersten Ende der Alterspyramide standen. Mit Abstand.


Die erste Nacht in der Innenkabine (keine Fenster, ganz  unten im Bauch des Schiffes) verbrachte ich schlaflos (verdammt sei der Kaffee nach dem Abendessen) und so war ich froh, dass wir zu sehr früher Stunde Måløy erreichten. Es dämmerte bereits ein wenig und so schnappte ich mir die Kamera und verfolgte vom Bug aus die Einfahrt in den Hafen und den Ladevorgang.


Das Schöne an einer Schiffsreise ist, dass man die Motive direkt vor die Linse geliefert bekommt. Bei diesem kleinen Leuchtturm war dann auch noch die Lichtstimmung bombig.


Am zweiten Tag an Bord machten wir Halt in Ålesund. Die Stadt brannte im Jahr 1904 komplett aus und wurde (auch mit deutscher Hilfe) wieder aufgebaut. Viele der Architekten waren Deutsche oder Österreicher, die vom  Jugensdtil geprägt waren und so findet man im Stadtbild viele typische Muster, Formen und Verzierungen dieser Epoche.


Am gleichen Tag gab es einen traumhaften Sonnenuntergang, der kurz vorm Abendessen die Landschaft in wunderbares Licht tauchte.


Am nächsten Morgen erreichten wir vor Trondheim, hier lag schon die südwärts fahrende MS Nordkapp der Hurtigruten am Kai. Wir hatten die Möglichkeit, das Schiff zu besichtigen und waren vom krassen Unterschied zu unserer "alten Lady" erstaunt. Platz ohne Ende (zwei Personen können im Flur einfach aneinander vorbeigehn, auf der MS Lofoten undenkbar), Yakuzis auf dem Achterdeck, Fitness-Studio, mehrere Restaurants etc pp. Zum Vergleich vorab nochmal zwei Fotos von beiden Schiffen. Wenn man davorsteht ist der Größenunterschied gewaltig.


Nach der Visite auf der MS Nordkapp marschierten wir in die Stadt und schauten erstmal bei den alten Speicherhäusern Trondheims an der Nidelva vorbei.


Eine Visite beim Nidarosdom, der nördlichsten gotischen Kathdrale der Welt, durfte natürlich nicht fehlen.


Auf der Weiterfahrt nach Rørvik kamen wir am Leuchtturm Kjeungskjær vorbei, einem der markantesten Leutchttürme Norwegens. Bei der Vorbeifahrt hatten wir ausnahmsweise mal "schlechtes" Wetter, will heißen es stürmte leicht, Schnee wirbelte durch die Luft, aber irgendwie schien trotzdem die Sonne von fern durch die Wolken.


Ein paar Stunden später neigte sich der dritte Tag auf See dem Ende entgegen...


Der vierte Tag begrüßte uns mit einem bombigen Sonnenaufgang, der die Landschaft zum Glühen brachte. Hier waren wir kurz vor dem Erreichen des nördlichen Polakreises.


Die Überquerung des Polarkreises gestaltete sich reichlich unspektakulär, da so früh am Morgen die meisten Passagiere noch in der Koje waren. Das Ganze wurde jedoch am Nachmittag mit der traditionellen Tauf-Zeremonie gebührend und eiskalt gefeiert. Wer dabei getauft werden will setzt sich auf einen Stuhl und bekommt vom Kapitän und einem als Neptung verkleideten Crew-Mitglied eine Handvoll Eiswürfel in den Nacken gesteckt. 2 Sekunden später ist das Eiswasser auch schon in der Unterhose und man bekommt einen netten Kälte-Schock. Dem kann man mit einem Likörchen allerdings sofort entgegenwirken, so dass die Tortur gut auszuhalten ist.

 

Das zweite Foto zeigt die Vorbeifahrt der MS Polarlys am Morgen.


Tagsüber entfernten wir uns immer weiter vom Festland und fuhren übers offene Meer Richtung Lofoten. Gegen Abend konnten wir dann einen ersten Blick auf die Inselkette erhaschen.


Pünktlich um 22 Uhr erreichten wir Svolvaer, mit 4000 Einwohnern die größte Stadt auf den Lofoten. Unsere Hotel lag gleich am Kai und war vom Schiff aus in wenigen Minuten zu erreichen. Vom Dach aus hatten wir nochmal einen guten Blick auf unsere "alte Lady". Im Hintergrund kann man schon die großen Trockengerüste für den Kabeljau erkennen, die wir uns auch noch aus der Nähe anschauten.


Gleiche Stelle, andere Blickrichtung, andere Tageszeit. Der erste Morgen in Svolvaer begrüßte uns mit einem Sonnenaufgang wie aus dem Bilderbuch.Dazu noch diese Kulisse, Fotografenherz, was willst Du mehr.


Nach einem ausgezeichneten Frühstück im Thon Hotel Lofoten machten wir uns auf eine erste Erkundungstour und marschierten zu den Fisch-Trockengestellen an der Hafeneinfahrt von Svolvaer. Dicht an dicht stehen hier die "Fischkathedralen", und da wir mitten in der Kabeljau-Fangsaison dort waren hingen viele Gestelle auch schon voller Fisch. Der Geruch ist wider Erwarten relativ dezent, die Kälte der Luft und der ständige Wind sorgen dafür, dass eher salzig als fischig riecht.


Weiter gings beim Spaziergang bis zur Hafeneinfahrt in Svolvaer mit der aufs Meer blickenden Fischersfrau.

Unseren ersten Tag auf den Lofoten verbrachten wir mit Flanieren, einer Erkundungs-Laufrunde und einem Abendessen im Bacalao in Svolvaer. Am Abend im Hotel hatte ich dann das smartphone mit den Polarlicht-Apps immer im Blick. Völlig unnötig in diesem Fall, denn gegen 22 Uhr genügte ein Blick aus dem Fenster um festzustellen: Es geht los! Also schnell hoch auf den Dachbalkon des Hotels. Wir hatten vorher vom Schiff aus schon jede Nacht Polarlichter beobachtet (die Fotos vom schwankenden Schiff aus bei stockfinsterer Nacht spare ich mir), aber das hier war dann schon ne andere Hausnummer.


Nach einem wunderbaren Tag in Svolvaer machten wir uns mit dem Mietauto (Mazda 2 mit allen Schikanen, inkl. Spike-Bereifung) auf zu unerem nächsten Domizil in Reine. Auf dem Weg dahin standen natürlich einige locations auf dem Zettel, den Anfang machte gleich in der Nähe von Svolvaer die Lofotkatedralen.


Bevors zur nächsten location weiterging zur Auflockerung ein typisches Lofoten-Küstenfoto. Das war auf der Insel Gimsøy.


Auf Gimsoy gibt es auch eine sehr fotogene Kirche, die wir noch bei sehr gutem Licht erwischten. Leider stand die ganze Zeit (ca. 1 Stunde waren wir vor Ort) vor dem Eingang ein Pick up (mit laufendem Motor), so dass ich auf die geplante Frontalansicht verzichten mußte.


Am Nachmittag erreichten wir den Fischerort Reine und die Hütte auf dem Inseldorf, die für die nächsten drei Nächte unser Zuhause sein sollte. Dieser Ort ist ein absolutes Muß auf den Lofoten, das macht sich auch an der Anzahl der Fotografen bemerkbar. Meer, Fjordarme, gewaltige Berge, rote Häuschen, alles da. Der Anblick von Verrückten, die mit Stativ überall rumwuseln ist auf den Lofoten ja ganz alltäglich, in Reine ist es aber sogar für diese Verhältnisse extrem. Zu jeder Tages- und Nachtzeit sind die einfach zu erreichenden Aussichtsplätze besetzt, bei Sonnenauf- und untergang hat das Ganze schon kuriose Züge. Stativ reiht sich an Stativ, ganze Gruppen reisen in Kleinbussen und Wohnmobilen an und sind nach einer halben Stunde wieder verschwunden um den nächsten spot abzuhaken. Egal, wann man in der Nacht kurz aufsteht und mal aus dem Fenster der Hütte schaut (Polarlicht-check), mindestens drei Stative sind eigentlich immer irgendwo aufgebaut. Wir ließens ruhiger angehn und tauchten ein paar Tage in die ruhige und majestätische Atmosphäre des Ortes und des Umlande ein. Im Folgenden ein kurzer Überblick über den Ort, die Rezeption unserer Unterkunft (Reine Rorbuer) und unsere Hütte sowie unser Miet-Vehikel.


Den Rest des Tages verbrachten wir mit einem Spaziergang zum örtlichen Supermarkt, Abends gings dann gegen 20 Uhr los zur Einfahrt nach Reine, wo wir pünktlich zu Beginn der lightshow ankamen.


Wir ließen den Abend nach der show gemütlich in unserer Hütte bei einer Dose Isbjörn (für günstige 3 Euro für den halben Liter) ausklingen, am nächsten Morgen war ich dann vor Sonnenaufgang wieder am Ortseingang von Reine. Um 7:30 Uhr war alles in goldenes Licht getaucht.


An diesem Tag fuhren wir viel umher und machten immer wieder kleine stops, mein liebstes Foto vom Nachmittag ist am Strand von Ramberg entstanden. Der Kontrast des weichen, goldgelben Sandes zu den schneebedeckten Bergen ist einfach einmalig.


Ab 17 Uhr wurde das Licht dann immer interessanter. Hier am Strand von Haukland.


Kurz darauf kundeten wir den Strand von Uttakleiv aus, der gleich in der Nähe ist. Hier konnte ich noch ein bisschen was vom letzten Licht abgreifen.

Nachdem die letzten Sonnenstrahlen verblasst waren kam ein sehr starker Wind auf. Wir entschieden uns, nicht hier im Auto auf Nordlichter zu warten, sondern fuhren ins nahe gelegene Leknes und schlugen ein wenig die Zeit bei einem kühlen Isbjörn in einer Kneipe tot. Dank Wifi hatte ich die Apps immer im Blick und eine gute Stunde später machten wir uns wieder auf den Weg zurück zum Strand, da dieser eine vielversprechende location darstellte (offener, unverstellter Blick Richtung Norden und geile Kulisse). Der Wind hatte noch weiter aufgefrischt und blies mit gewaltiger Kraft, unser Mazda wurde hin- und hergeschaukelt und Fotografieren war nur möglich, indem ich mich in den Windschatten eines parkenden VW-Busses duckte. Dafür wurden wir wieder mit einer spektakulären show belohnt: Das Nordlicht tanzte sehr schnell über dem offenen Meer und zog wunderschöne Bahnen über den Nachthimmel, an dessen Horizont noch immer ganz leicht die Dämmerung zu sehen war. Das war für mich die beeindruckendste und Nordlicht-Foto-ergiebigste Nacht der Reise.


Damit hier nicht nur Aurora-Fotos am Stück kommen (ich hab noch einige) gibts zur Abwechslung ein Foto vom kleinen Fischerort Hamnoy um kurz nach 7 Uhr morgens. Auf dieser Brücke ist man zu keiner Tages-und Nachtzeit alleine. Auf der Brücke ist es mir bald zu voll geworden, ausserdem hat sie durch die drüberfahrenden Autos und den Wind für längere Belichtungszeiten zu sehr gewackelt. Ich bin dann ein paar Meter weiter marschiert und hab sie als Motiv aufs Korn genommen. Da wars dann auch wurscht, wie sehr das Ding schwankt.


Keine 20 Meter vom letzten Standpunkt entfernt bot sich dieser morgendliche Anblick. Hier drückt das Meerwasser in den Fjord bei Hamnoy.


Einer von zwei Tagen mit zeitweise "schlechtem" Wetter, ansonsten hatten wir fast immer Sonnenschein. Wirklich unverschämtes Glück, normalerweise ists im März auf den Lofoten ziemlich grau, diesig und kalt. Das Foto zeigt einen typischen kleinen Fischerhafen an der Südküste.


Am späten Nachmittag klarte es doch noch auf und war es Zeit für einen letzten Strandspaziergang im goldenen Sonnenlicht.


Tags darauf fuhren wir wieder Richtung Svolvaer und gaben schweren Herzens unser Mietauto zurück. Die Zeit auf den Lofoten war damit zu Ende. Einmal blitzte kurz noch die Sonne durch die Wolken, bevor wir in den Bus nach Narvik einstiegen.


In Narvik hielten wir uns nur kurz auf und stiegen in den Nachtzug nach Stockholm um.


Sehr erfreut war ich über die Tatsache, dass man im Zug die Fenster öffnen konnte. So konnte ich noch ein paar abendliche Aufnahmen der norwegischen Landscaft machen.


1700 Kilometer später fuhren wir am Morgen in Stockholm ein. Gut ausgeruht erkundeten wir noch ganz kurz die Stadt, bis 2 Stunden später unser Flieger zurück nach Hause ging.

 

Ein unvergesslich schöner und bildgewaltiger Urlaub endete damit. Norwegen hat uns sicher nicht das letzte Mal gesehen, immerhin gibts ja noch die Mitternachtssonne im Sommer zu entdecken.